Gründungsgeschichte:
Es gab nach dem Krieg in Rattersdorf und in Mannersdorf zahlreiche kleine Ensembles. Diese künstlerische Vielfalt führte jedoch zu einem Kleinkrieg der Gruppen. Eigentlich müsste man diesen Bürgerkrieg ja als einen Großkrieg bezeichnen. Denn fast jedesmal hatte so eine Auseinandersetzung zur Folge, dass eine Große Trommel zerfetzt wurde. Verschärft wurde die Situation zusätzlich durch den Umstand, dass manche impulsive Großtrommler auch in Friedenszeiten durch zu heftiges Schlagen der Tambur Grande diese durchschlugen. Dies erzeugte eine sehr präkere Situation, da die Musiker in dieser Zeit ja noch mit Naturalien ausbezahlt wurden (dem Doppler, der in der Mitte der Musikanten plaziert wurde und dem Bauernschmaus nach verrichtetem Kunstmundwerk). Anlass für die Gründung des Musikvereins im Jahre 1967 war also, dass es in der ganzen umliegenden “Gmuan” nur mehr eine große Trommel gab und sich die Vernunft ( man weiß nicht woher sie kam ) durchsetzte. Man vereinte also die Musikanten der verschiedenen Gruppen, suchte sich den sanftesten Großtrommler und schickte die restlichen Diletanten in die vorzeitige Pension oder führte sie einer Umschulungsmaßnahme zu. Dadurch wurden einige neue Register formiert, die insgesamt eine harmonische Begleitung ergaben. Die Gesamtleitung diese Unternehmens hatte der Mannersdorfer Johann Hotwagner übernommen (welch ein Mut!). So kam es also, dass man wegen der Großtrommler, die ja nicht einmal Musikanten sind, den Musikverein Grenzland gründete.
Ära Johann Hotwagner
Man war auch bald sehr erfolgreich. Ältere Kollegen berichten, dass man in einer Kooperation mit dem Musikverein Piringsdorf bei einem Blasmusiktreffen in Lackenbach ein ganzes 100l-Weinfass ( über den Füllungsraum des Weinfasses gibt es unterschiedliche urkundlich bzw. mündliche Angaben ) beinahe zur Wiederbefüllung vorbereitete. Allerdings fand sich nach der Leerung des Fasses niemand mehr, der dasselbe bestiegen, sich draufgesetzt und durch Schwefeldüfte desinfiziert hätte (der Spund befand sich am höchsten Punkt). Auch sonst trotzte man den Widerwertigkeiten der Umwelt. Als bei einem Wertungsspiel im Freien sich die Noten vom Wind hinreißen ließen, bedurfte man nicht erst einer Anweisung des Kapellmeisters Johann Hotwagner (wie dies durch das Kommando “Instrumente fallen lassen!” in der Nachbarkapelle Dörfl üblich war), um gemeinsam aufzuhören. Nein, man stand geschlosssen auf und wandte sich der zweiten Haupttätigkeit des Musikanten zu (leider ist der Füllungsraum dieses Weinfasses urkundlich nicht mehr überliefert). Es kam schon auch mal vor, dass der “Aloholkonsum” zu manch unbedachter Handlung führte. So berichten die Urkunden von einem Bassisten, der beim Aussteigen aus dem Autobuss alle Stiegen auf einmal nehmen wollte. Die Folge war, dass er binnen kürzester Zeit von einer vertikalen (naja eigentlich schiefen) in eine horizontale Lage wechselte. Dass dieser Vorfall einen glimpflichen Ausgang fand, verdankt der Musiker der Tatsache, dass er es beim Einsteigen nicht mehr geschafft hatte, sich von dem seinen Körper umschließenden Bassbaritons zu befreien und derselbe den Aufprall abfederte.
Ära Adolf Rosner
Nach einem sehr harmonischen Wechsel vom Gründungskapellmeister Johann Hotwagner zum Rattersdorfer Kapellmeister Adolf Rosner, der auch heute noch durch sein Saxophonspiel den Tonkörper verfeinert, setzte sich auch in Rattersdorf und Mannersdorf der Jazz durch. Manche Musiker wandten sich dem “Kira-Jazz” zu. In Mannersdorf, das sich schon immer durch künstlerische Sonderwege auszeichnete (man erinnere sich des besonderen Vibrationstones, der hierzulande eine besondere Ausprägung fand), entwickelte sich eine Sonderform des Free-Jazz, in Mannersorf Freh-Tschäß genannt. Diese Abart der Blasmusik zeichnete sich durch eine besondere Tongebung und die sehr impulsive Dynamik aus (von einem sehr luftigen Ton bis hin zu einem explosiven, dann nämlich, wenn die Trompete ansprach). Auch in Liebing fanden sich einige Anhänger dieser Blastechnik.
Ära Anton Draskovits
Groteskerweise war es der junge, ehrgeizige und aufstrebende Liebinger Kapellmeister Anton Draskovits, der dieser Musikrichtung ein abruptes Ende bereitete. Dies nahmen ihm einige Sympatisanten des Freh-Tschäß sehr übel, sodass er das Zepter an seinen Bruder Helmut Draskovits weitergeben musste. Während die eine Draskovitsärea – A.D. – sein Ende fand, begann nun die Zeit des H.D. In diesem Zeitalter, das man durchaus als ein erfolgreiches bezeichnen kann, befinden wir uns jetzt. Man bewegt sich nun auf neue Höchstleitungen zu. Allerdings hat sich die Maßeinheit verändert (Krügerl oder Flaschl). Auch versucht man die Mengen urkundlich nicht nachweisbar zu machen (dies stellt eine neue Herausforderung für den Chronisten dar). Allerdings ist eines gleich geblieben (v.a. in Mannersdorfer Tradition): Auch wenn wir des Gehens, Stehens und Schauens nicht mehr mächtig sind, Spielen können wir in jeder Lage, wie dies wiedereinmal sehr eindrucksvoll beim letzten Blasmusiktreffen in Pilgersdorf bewiesen wurde. Künstlerisch zeichnet sich unsere Zeit durch eine ziemliche Vielfalt aus. Auch werden diverse Ensembles mit unseren Musiken verstärkt, sei es die Miltärmusik, Brassorchester (anderes Wort für Blasmusi) oder die heimischen Sternsinger.